Resolution der deutschen Falkner an die Bundesregierung

 

In tiefer Sorge um die Zukunft unserer Umwelt und damit unserer Lebensgrundlagen wenden sich die deutschen Falkner an die Bundesregierung mit der dringlichen Bitte, angesichts der unmittelbar bevorstehenden Entscheidung über die EU-weite Zulassungsverlängerung für Glyphosat als Wirkstoff von Pflanzenschutzmitteln und der daraus resultierenden Diskussionen über damit verbundene Gefährdungen der menschlichen und tierischen Gesundheit nicht die offensichtlichen und unstrittigen Folgen des Einsatzes dieses PSM-Wirkstoffs aus den Augen zu verlieren oder zu gering zu bewerten.

 

   Glyphosat ist ein höchst effektiver Wirkstoff, dessen großflächiger Einsatz in den vergangenen Jahrzehnten zur weitgehenden Vernichtung der über Jahrtausende entstandenen, bis in die 1960er Jahre vorhandenen artenreichen Wildkraut- und Grasgesellschaften der Acker- und Wiesenlebensräume entscheidend beigetragen und dadurch diese an den Rand ihrer Existenz gebracht hat. Die ursprüngliche Begleitflora der Getreidearten, Hack- und Zwischenfrüchte, Wiesen und Weiden zählte Hunderte von Pflanzenarten, die wiederum einer ungeheuren Anzahl von Insektenarten als Lebensgrundlage dienten. Deren astronomische Individuenzahlen waren entscheidende Nahrungsgrundlage für einen Großteil der Vogelarten der offenen Landschaften, die heute ganz überwiegend einen dramatischen Rückgang erleiden, dessen Verlangsamung oder gar Beendigung bisher nicht zu erkennen ist. Die Biomasse der Insekten in unseren Agrarlandschaften ist in den vergangenen Jahrzehnten um 80 % geschrumpft und tendiert auf großflächigen Maisäckern gegen Null.

 

   Falkner sind durch diese Entwicklung nicht nur direkt betroffen – da das Wild, das sie seit Tausenden von Jahren mit ihren Beizvögeln jagen, verschwindet oder schon verschwunden ist – , sondern durch ihre intensive Beobachtung der Landschaft wird ihnen auch besonders deutlich, dass der Schwund der Arten eingebettet ist in eine verschlechterte Boden-, Klima- und Wasserqualität, die letztlich auch zu einer zunehmenden Beeinträchtigung unserer menschlichen Lebensbedingungen führt und schon geführt hat.

 

   Wir stellen fest, dass die einstige Artenvielfalt in der beackerten Offenlandschaft nur durch die Landwirtschaft entstanden ist, heute durch diese massive Beeinträchtigungen erfährt und Verbesserungen nur mit und durch eine moderne, nachhaltige Landwirtschaft erfahren wird, und erklären uns hier solidarisch mit den Menschen, die durch die Landwirtschaft ihre wirtschaftliche Existenz sichern.

 

   Aber bei aller Einsicht in die Notwendigkeit des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln für eine heute erfolgreich betriebene Landwirtschaft halten wir es trotzdem für zwingend, den künftigen Einsatz dieser Mittel so eng wie irgend vertretbar einzugrenzen und hohe Anforderungen an die einzuhaltende gute fachliche Praxis zu stellen sowie die Forschung nach die Umwelt weniger belastenden Alternativen verstärkt fortzusetzen.  

   Wir bitten die Bundesregierung eindringlich, sich dieser Problematik bewusst zu sein und ihrer Verantwortung für die Erhaltung der Artenvielfalt durch mutige Entscheidungen gerecht zu werden.

 

 

Hans-Albrecht Hewicker             Ralf Karthäuser                         Torsten Hamberger

(Vorsitzender des DFO)              (Vorsitzender des ODF)            (Vorsitzender des VDF)

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