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FAQs – alles Thema Falknerei und Greifvögel

Sie möchten mehr darüber wissen, wie Falknerei funktioniert? Sie haben Zweifel, ob das alles mit rechten Dingen zugeht?

Hier beantworten wir alle Ihre Fragen. Sollte eine Frage unbeantwortet bleiben, dann schreiben Sie uns doch bitte unter

  • Was ist ein Beizvogel bzw. was ist die Beizjagd?

    Als Beizjagd wird die Jagd mit dem Greifvogel auf Wild in dessen Lebensraum bezeichnet. Der zur Jagd eingesetzte Greifvogel wird deshalb auch „Beizvogel“ genannt.
    Der Ausdruck ist aus dem althochdeutschen Verb „beizen“ = beißen (lassen) entstanden. Zumindest der Falke beißt seine Beute, um sie zu töten. Hierbei wird der Nackenwirbel durchtrennt. Man nennt dies auch Abnicken.

    Wanderfalke nickt Krähe ab
  • Apportiert der Beizvogel die Beute?

    Bei der Jagd bringt der Greifvogel dem Falkner – entgegen der landläufigen Meinung – die Beute nicht, vielmehr muss der Falkner dem Vogel folgen. Damit der Greifvogel ein Erfolgserlebnis hat, bekommt er auf der Beute eine Belohnung – wenn er sie nicht sowieso selbst verspeisen darf.

    Harris Hawk bekommt Belohnung
  • Welchen Zweck hat die Haube, die man manchmal bei Beizvögeln sieht?

    Die Haube ist ein bewährtes Mittel, um dem Beizvogel unnötigen Stress zu ersparen. Besonders Falken jagen auf weite Strecken an. Wenn am Horizont ein Beutevogel auffliegt,  wird der Falke versuchen, dorthin zu fliegen, um ihn zu jagen.

    In der Natur ist das nur das Problem des Falken. In der Hand des Falkners ist dieser für seinen Vogel verantwortlich. Eventuell darf er dort gerade nicht jagen, oder es befindet sich eine Gefahrenquelle (z. B. eine stark befahrene Straße) in der Nähe.

    Möchte man den Vogel transportieren, erfolgt dies meist im Auto. Ein im Auto aufgrund von Fluchtreflexen oder anderer Anreize umher tobender Falke ist eine Gefahr für den Fahrer und eine Verletzungsgefahr für den Falken selbst.

    Die meisten Beizvögel sind sehr gut an die Haube gewöhnt. Sie entspannen sich unter ihr, putzen sich oder schlafen. Sie wird offensichtlich als etwas Positives empfunden, denn die Dunkelheit suggeriert dem Vogel Nacht – und Nacht bedeutet im Verständnis des Vogels Sicherheit.

    Man kann einen Vogel niemals zwingen, eine Haube zu tragen. Vielmehr muss man ihn vorsichtig daran gewöhnen.

    Würde der Vogel sie nicht akzeptieren, ließe er sich die Haube nicht wieder aufsetzen bzw. würde sie sich vom Kopf reißen.

    Nicht nur Falken, sondern auch jeder andere Beizvogel kann verhaubt werden.

    Wanderfalke mit Haube
  • Warum kommt der Beizvogel immer zurück?

    Die falknerische Ausbildung eines Beizvogels beruht auf reinem Vertrauen zwischen Falkner und Vogel und auf positiver Verstärkung – d. h. Belohnung von erwünschtem Verhalten.

    Eine Bestrafung ist nicht nur unnötig, sondern auch gar nicht möglich, da ein Vogel die Strafe nicht auf ein bestimmtes Verhalten beziehen kann.

    Aus diesem Grund erfordert die Ausbildung eines Beizvogels sehr viel Einfühlungsvermögen von Seiten des Falkners.

  • Wie gewöhnt der Falkner seinen Vogel an sich, sodass er frei fliegen kann?

    Den Vorgang der Zähmung nennt der Falkner „Abtragen“.
    Ein Greifvogel oder Falke – sei er jung oder alt – wird erst vorsichtig mit langsamer Steigung der Reize erst an seinen Falkner und dann an seine weitere Umgebung gewöhnt. Dies geschieht immer in Anwesenheit von Atzung (falkn. Ausdruck für Futter) als Belohnung.


    Akzeptiert der Vogel den Falkner und kröpft (frisst) ohne zu zögern vom Handschuh, kann der Falkner die Atzung etwas ihm entfernt anbieten, sodass der er ein Stück springen muss. Die Distanz und die Umgebungsreize können von Tag zu Tag gesteigert werden, bis der Vogel sich auch draußen und auf größere Distanz nicht vom Beireiten (falkn. Ausdruck für zur Faust = Handschuh fliegen) abbringen lässt. Dann wird der bisher noch durch eine Leine gesicherte Vogel frei gemacht und das Training weiter gesteigert.

     

    Für Falken heißt dies, dass sie mit dem sogenannten Federspiel, einer Beuteattrappe, die an einer Schnur geschwungen wird, trainiert werden. Auf dem Federspiel ist eine Belohnung festgebunden. Der Falke versucht diese "Beute" zu greifen, während der Falkner dem Vogel die Attrappe wegzieht, um ihn zum Vorbeifliegen, Wenden und erneuten Anjagen zu animieren. Die Häufigkeit des Wegziehens wird dem Trainingszustand angepasst.

     

    Habichtartige sind keine Langstreckenflieger. Deshalb werden sie in der sogenannten freien Folge trainiert. Dabei folgt der Vogel dem Falkner von Baum zu Baum.

    Erstes Übertreten zur Faust
    Beireiten auf kurze Distanz
    Training eines Falken auf Federspiel
  • Muss der Vogel denn hungern, damit er zurück kommt?

    Der Vogel muss nicht hungern in dem Sinne, dass ihm die notwendige Nahrung entzogen wird. Jeder Nahrungsaufnahme geht ein Hungergefühl voraus oder sollte zumindest vorausgehen, wenn man Übergewicht vermeiden will. Greifvögel gehen zudem sehr ökonomisch mit ihren körperlichen Ressourcen um und vermeiden unnötige körperliche Anstrengungen.
    Gleichzeitig muss ein Greifvogel, der erfolgreich jagen soll, auch in allerbester körperlicher Verfassung sein, sonst fliegt bzw. läuft ihm die Beute davon. Am besten lässt sich hier der Vergleich zu einem Hochleistungssportler ziehen: Kein Gramm Fett zuviel, aber mit bestem Leistungsvermögen.

    Für den Falkner heißt dies, dass er seinen Vogel sehr genau beobachten muss, um abhängig von der Leistung des Vogels und der Witterung die Futterrationen in Art und Menge täglich anpassen zu können. Dazu gehört auch die tägliche Gewichtskontrolle des Vogels auf der Waage.

  • Kann der Beizvogel nicht einfach wegfliegen?

    Ja, das könnte er. Meist kommt es aber eher vor, dass der Vogel aus Jagdeifer nur außer Sicht geflogen ist und man ihm folgen muss. Das ist in der heutigen Zeit mit vielen bebauten Flächen und Straßen nicht immer einfach.

    Ein wertvolles Hilfsmittel ist die Telemetrie. Der Falke bekommt einen kleinen Sender auf den Federn oder am Bein befestigt und kann mit Hilfe eines Empfängers angepeilt werden (Richtungspeilung).
    Dies dient jedoch nur dazu, den Aufenthaltsort des Vogels ausfindig zu machen.

    Dem Orten des Vogels dienen im Übrigen auch die kleinen Glocken, die an den Beinen des Vogels befestigt sind – die sogenannten „Bells“. In einem Vogelschwarm oder auf seiner Beute in hohem Gras ist er so leichter zu entdecken. Die Falkner vor der  Erfindung der Telemetrie waren allein auf dieses Hilfsmittel angewiesen.

    Falke mit Sender
  • Wird Falknerei von Falkenhöfen aus betrieben?

    Das Gegenteil ist der Fall. Falkenhöfe sind in aller Regel kommerzielle Schaubetriebe, die sich falknerischer Methoden bedienen, um im Gegensatz zu zoologischen Gärten den Besuchern die Greifvögel auch im Flug vorführen zu können.
    Gegen gut geführte Falkenhöfe ist nichts einzuwenden, sie können einen wichtigen Beitrag in der Aufklärung der Bevölkerung über die Biologie der Greifvögel leisten.
    Die eigentliche Beizjagd wird aber hauptsächlich von Falknern ausgeübt, die nur ein bis zwei Beizvögel halten und mit diesen auf die Jagd gehen. Ausnahmen sind Falkner, die sich berufsmäßig auf Flughäfen oder anderen Einrichtungen mit der Vergrämung von Vögeln beschäftigen.

  • Wer darf Greifvögel halten?

    Die Haltung von Greifvögeln ist in Deutschland streng reglementiert und für die meisten einheimischen Arten verboten. Inhaber eines Falknerjagdscheines dürfen aber über eine Ausnahmevorschrift insgesamt bis zu zwei Vögel der Arten Steinadler, Habicht, Wanderfalke und Sperber halten. Für nichtheimische Arten gibt es keine Begrenzung. Ein Halter muss nur zuverlässig sein und über ausreichende Kenntnisse zur Haltung und Pflege der Tiere verfügen.

  • Wo kommen die gehaltenen Greifvögel her?

    Bis auf wenige Ausnahmen sind heutzutage alle Greifvögel in Falknerhand gezüchtet. Die Zucht ist, wenn man ein paar Grundregeln beachtet, relativ einfach und wird von vielen Falknern nebenbei betrieben. Die Preise für solche Zuchtvögel sind abhängig von Art und Geschlecht des Greifvogels und absolut erschwinglich (vergleichbar mit einem Rassehund). Sie geben keinen Anreiz zu illegalen Einfang- oder Aushorstungsaktionen, wie sie immer mal wieder Falknern unterstellt werden.

    Habichte dürfen mit Genehmigung der zuständigen Behörde für die Beizjagd ausgehorstet werden. Da der Habicht in seinem Bestand nicht gefährdet ist und jedes Jahr nur sehr wenige Jungvögel entnommen werden, handelt es sich hier um eine nachhaltige Nutzung, die den Artenschutz nicht beeinträchtigt.

    Die gezüchteten Greifvögel werden im frühen Jugendstadium (im Alter von 10–14 Tagen) mit einem geschlossenen Ring gekennzeichnet. Der Greifvogelbestand eines jeden Halters muss der Naturschutzbehörde gemeldet werden.
    Die legale Nachzucht lässt sich heute ohne große Kosten und Zeitaufwand eindeutig durch eine DNA-Untersuchungen überprüfen.