Aktionsprogramm Insektenschutz des Bundesministeriums für Umwelt

 

Aufruf zur Teilnahme an der Onlinebefragung unter https://dialog.bmu.de!

 

Das Bundesministerium für Umwelt (BMU) hat am 10. Oktober 2018 in Berlin sein Programm zum Insektenschutz vorgestellt. Der DFO war zu diesem Termin eingeladen und wurde durch seinen Obmann für Niederwildschutz, Herrn Dr. Michael Greshake vertreten. Um es ganz kurz zu machen: es handelt sich um ein sehr ambitioniertes Programm, sofern es denn die weiteren politischen Hürden durchstehen kann und in dieser oder ähnlicher Form verabschiedet werden wird.

 

Wie die Ministerin Svenja Schulze sagte, gilt es jetzt, das Fenster der öffentlichen Wahrnehmung des Insektenrückgangs zu nutzen, um die richtigen Dinge auf den Weg zu bringen. Deshalb bat sie darum, sich an der von ihrem Hause initiierten Online-Befragung (https://dialog.bmu.de) zu diesem Programm zu beteiligen, um dem BMU nicht nur weitere Ideen zu verschaffen, sondern auch dieses Programm aktiv zu unterstützen und damit die Position des BMU in dieser Angelegenheit zu stärken.

 

Uns ist allen klar und es soll deshalb hier nicht detailliert wiederholt werden, dass in den letzten Jahrzehnten mehr als 70% der Insektenmassen verloren gegangen sind und damit auch deutlich mehr Arten aussterben. Als Hauptursache sind die starken Veränderungen in der Landwirtschaft erkannt worden: Sowohl Verlust der Lebensräume, als auch direkter Verlust der Insekten durch den zunehmenden Einsatz synthetischer Pestizide, als auch durch den massiven Eintrag von Stickoxiden in der Landschaft, die zu einer Pflanzenartenverarmung und damit indirekt zum Verlust der Insektenarten geführt haben, da jede Insektenart, von bestimmten Pflanzenarten abhängig ist.

 

Dieses Verschwinden der Insekten führt direkt zum Verlust der von diesen abhängigen Tierarten, wie z.B. Rebhuhn und Fasan, die in den ersten Lebenswochen zwingend tierisches Eiweiss in Form aller Entwicklungsstufen von Insekten (Ei, Larve, Puppe, Imago) benötigen, oder auch indirekt durch den Verlust der Lebensräume. Wir Falkner sind uns dessen mehr als bewusst, und ich persönlich glaube, dass diese Zusammenhänge für uns die grösste Bedrohung sind, denn keine nachhaltig nutzbaren Niederwildbestände bedeuten zwangsläufig: keine Falknerei mehr.

 

Eine erstaunliche Äusserung konnten wir dann auch aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung hören, in der der Artenrückgang als für die Menschheit gravierenderes Problem als der Klimawandel bezeichnet wurde.

Also bitte, bitte und das ist mein persönlicher Aufruf, beteiligen Sie sich, beteiligt Euch an dieser Online-Umfrage, um erkennbar zu machen, dass es uns bei diesem Thema wirklich ernst ist. Wenn nicht wir, wer dann?

Jetzt aber zu dem Programm im einzelnen. Folgende Themenkomplexe sind angesprochen:

 

 1. Insektenlebensräume in der Agrarlandschaft fördern.

 

 2. Lebensräume für Insekten in anderen Landschaftsbereichen wiederherstellen und vernetzen.

 

 3. Schutzgebiete als Lebensräume für Insekten stärken.

 

 4. Anwendung von Pestiziden mindern.

 

 5. Einträge von Nähr- und Schadstoffen in Böden und Gewässer reduzieren.

 

 6. Lichtverschmutzung reduzieren.

 

 7. Forschung vertiefen – Wissen vermehren.

 

 8. Finanzierung aller vorstehenden Maßnahmen verbessern.

 

 9. Engagement der Gesellschaft befördern.

 

Unter dem obigen Link können Sie weiteres erfahren.

 

In Arbeitsgruppen wurden dann am Nachmittag diese Themenfelder diskutiert. Zu dem ersten Themenfeld haben wir dann auch eine Anmerkung und einen Vorschlag gemacht:

 

Die Artenvielfalt im beackerten Lebensraum ist durch die Landwirtschaft mit der Sesshaftwerdung des Menschen entstanden, sie leidet im Moment unter der Landwirtschaft und wird nur eine Verbesserung durch die Landwirte erfahren können. Somit bringt das zur Zeit stattfindende Bauernbashing nichts. Wichtig ist – und da sind sich alle einig (und das wird in dem Vorschlag des BMU berücksichtig) – , dass Landwirte für die Zurverfügungstellung grüner Infrastruktur ausreichend bezahlt werden. Aber daneben ist es ausserordentlich wichtig, dass Landwirte entsprechend beraten werden, und dazu muss es ausreichend Berater geben, die den Landwirt sowohl durch den bürokratischen Dschungel führen, als auch je nach Gebietskulisse entsprechende Massnahmen auswählen. Denn was wollen wir erreichen: Schutz der Honigbiene, der Wildbestäuber, des Rebhuhns, des Kiebitz, der Schmetterlinge? All diese Arten haben unterschiedliche Ansprüche. Lösbar ist das nur lokal, durch Zusammenarbeit der Nutzer und der Schützer vor Ort. In England bilden Landwirte sogennannte Cluster, die sich ihren Lebensraumberater aussuchen und ihn anstellen.

 

Bei Rückfragen und verantwortlich für den Inhalt: Dr. Michael Greshake, ems@tiermed-zentrum.de

 

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