Greening: Akzeptabler Ansatz, aber Ausführung verbessern.

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Falkner werben für den Erhalt der Artenvielfalt in Brüssel

 

"Der Schutz unseres Naturkapitals hat für mich sehr hohe Priorität. Wenn alle mitanpacken, können wir das Problem des Artenrückgangs auch lösen. Greening kann ein ordentlicher Ansatz sein, auch wenn es nicht meine Idealvorstellung ist", Karl-Heinz Florenz, MEP.

 

Am 12.8.2015 wurden Stephan Wunderlich und Dr. Michael Greshake von der Arbeitsgruppe Biodiversität innerhalb der International Association of Falconry freundlicherweise von Herrn Karl-Heinz Florenz, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzender der dortigen Parlamentarischen Intergruppe „Biodiversität, Jagd, ländliche Aktivitäten“ in Groß-Opholt empfangen. Herr Florenz bewirtschaftet in Neukirchen-Vluyn ein familieneigenes landwirtschaftliches Anwesen auf konventionelle Art und Weise.

 

Der Grund für dieses Gespräch sind die Artenverluste der beackerbaren Offenflächen, die von den Falknern als existentiell empfunden werden: kein Wild, keine Falknerei. In diesem Gespräch haben beide Falkner darauf hingewiesen, dass es aber um deutlich mehr geht, als um den Focus auf ihr Beizwild - ist doch der Artenverlust eng verknüpft mit der Boden-, Luft- und Wasserqualität, als auch damit unser Klima. Im weitesten Sinne geht es um die nachhaltige Sicherung unserer Umwelt, um ein ansprechendes Landschaftsbild, aber auch um das Bewahren unserer landwirtschaftlichen Produktionsflächen. Mit dieser Sichtweise würde man bei Herrn Florenz, wie er sagte, " offene Scheunentore einrennen". Er wies aber auch darauf hin, dass er als konventioneller Landwirt mit dieser Sichtweise Akzeptanzschwierigkeiten bei den Landwirtschaftsfunktionären hat.

Konsens unter den Beteiligten war, dass vieles nicht verstanden ist, was zu den Artenrückgängen geführt hat. Aber auch, dass wir sehr viel darüber wissen, wie wir die Situation verbessern können. Herr Florenz setzt nach wie vor auf freiwillige Umweltmaßnahmen der Landwirte um diese Berufsgruppe nicht weiter an das Gängelband zu legen. Als Tatsache wird aber auch registriert, dass die freiwilligen Umweltmaßnahmen mindestens in Deutschland stark rückläufig sind u.a. durch täglichen Flächenverbrauch oder durch den Anbau von Energiepflanzen. "

Eine Alternative kann ein gut gestaltetes GREENING der gemeinsamen Agrarpolitik sein. „Das EU-Greening ist zwar nicht mein Steckenpferd, aber nun ist es in 28 EU-Ländern beschlossen und die Ausführung muss jetzt in die richtige Richtung gehen. Dazu müssen sich alle Betroffenen an einen Tisch setzen und vernünftige Konzepte erarbeiten", so Florenz. Durch u.a. Anrechnung von Zwischenfrüchten kommt es vielerorts aber zu keinerlei für den Erhalt der Artenvielfalt messbaren Effekten. Florenz: "Genau das haben wir seit vielen Jahren auf Groß Opholt gemacht. Das hat für die Biodiversität aber nichts gebracht."

Ebenfalls Einigkeit bestand darüber, dass wir Flächen in den Flächen benötigen, die nicht gedüngt und nicht mit systemischen Pflanzenbehandlungsmitteln behandelt werden, wie es auch das Bundesministerium für Umwelt empfiehlt. Desweiteren müssen die Flächen besonnt sein, als auch einen bestimmten Pflanzenaufwuchs aufweisen. Auf die Frage von Herrn Florenz, wie dies gestaltet sein muss, antwortete Herr Greshake, dass das nach Gebietskulisse sehr unterschiedlich sein muss, je nach gewünschtem Schutzziel: Der Pflanzenbewuchs für Wildbestäuber ist ein anderer als für die Honigbiene. Will man etwas für das Rebhuhn tun, wird die Bestellung der ökologischen Vorrangflächen wiederum völlig anders aussehen müssen. Diese Entscheidung sollte vor Ort durch die beteiligten Landwirte, Jäger, Naturschützer, Imker und Angler entschieden werden. Herr Florenz hält so ein Vorgehen für schwer umsetzbar und fordert einfachere Lösungen.

Unabdingbar zur Gestaltung dieser Flächen ist aber die gute landwirtschaftliche Praxis, oder wie Jeff Coates es von der Firma Syngenta formulierte: "it is a crop". Die einstige Artenvielfalt in Mitteleuropa ist bedingt durch die Form der Landwirtschaft, durch diese reduziert und wird nur in einem guten Konsens mit den Landwirten eine Verbesserung erfahren. Für Herrn Florenz ist ein Grund, warum das Greening unter den Landwirten eine schlechte Akzeptanz hat: häufig fehlende Information zu dem Wissen, welches es zurzeit gibt. Er machte den Vorschlag zu einer Veranstaltung unter Federführung der Arbeitsgruppe "Biodiversität, Jagd, ländliche Aktivitäten" des EU-Parlamentes, um noch einmal dieses wichtige Thema unter den Parlamentariern in Erinnerung zu rufen und präsenter zu machen, da 2015 und 2016 die aktuelle Agrarsubventionspolitik unter Beobachtung steht.

Herr Florenz wies aber mehrfach in dem Gespräch darauf hin, dass die Umsetzungen der EU-Maßnahmen durch die Ministerien aus den Bundesländern erfolgt und hier immer wieder das Gespräch von Seiten der Jäger und anderer Naturschützer gesucht werden muss.

 

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