Bericht zur Internationalen Falknertagung in Sögel vom 26. bis 30.10. 2016

„Vorbei, ein dummes Wort“, sagt Goethe, vorbei ist leider auch unsere Falknertagung in Sögel, im Herzen des Emslands, wo in den Niederwildrevieren Hasen, Fasane, Kaninchen traditionell noch immer eine Hauptrolle spielen und wo wir Falkner uns 4 Tage willkommen und zu Hause gefühlt haben.
Zahlreiche Mitglieder und Freunde des DFO, darunter Teilnehmer aus der Schweiz, den Niederlanden, Belgien, Schottland, England, Norwegen, den USA und Brasilien, waren bereits am 26.10. angereist und wurden am Abend vom Vorsitzenden des DFO Hans-Albrecht Hewicker begrüßt.


Die Tagung war wie die vorhergehenden drei Tagungen in Sögel von Ulf Voß und seinem Team perfekt organisiert und vorbereitet worden. Über 100 Reviere konnte der Tagungsleiter Heiner Hackstedt für die 72 aktiven Falkner akquirieren, die sich am Donnerstag, den 27.10. zum Beizvogelappell vor der malerischen Kulisse des Jagdschlosses Clemenswerth einfanden. 10 Steinadler, ein Kronenadler, ein Kampfadler, 15 Wanderfalken, 23 Habichte und 21 Harris Hawks wurden mit ihren Falknern in Gruppen eingeteilt.
So rückten gleich nach dem Appell 12 Habichts-/Harris-Gruppen sowie 2 Adlergruppen in die Reviere aus. Die beiden Anwartergruppen ließen es gemächlicher angehen, während die Krähenfalkner bereits aufgebrochen waren, weil sie zum Teil sehr weite Wege in ihre Reviere, z. T. bis zur Küste, zurückzulegen hatten. Der Wettergott meinte es gut mit den Falknern, es war bedeckt, aber trocken, der Wind war kaum zu spüren.


Leider war auch im Emsland die RHD 2 bereits durchgezogen und hatte das „Brotwild“ der Habichtler, die Kaninchen, deutlich dezimiert. Häufig zeigten sich schon nach kurzer Zeit in scheinbar frisch befahrenen Bauen die Köpfe der eingeschlieften Frettchen wieder am Ausgang einer Röhre. Trotzdem war die Situation bei weitem nicht so katastrophal, wie sie von manchem Schwarzseher zuvor an die Wand gemalt worden war. In etlichen Revieren hatte die Seuche anscheinend weniger brutal zugeschlagen oder war sogar nicht angekommen.
Am Donnerstagabend eröffnete der Vorsitzende Hans-Albrecht Hewicker offiziell die Tagung, es schlossen sich die Grußworte des Vizepräsidenten des Landesjagdverbands Niedersachsen, Helmut Blauth und des Bürgermeisters der Samtgemeinde Sögel Günther Wigbers an, weiterhin sprachen Grußworte der Jagddezernent, Marc-André Burgdorf, der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Aschendorf-Hümmling, Lambert Fischer, sowie der neue Geschäftsführer des BNA,Walter Jacksch. Auch Tamas Marghescu, Generalsekretär des CIC, hatte den weiten Weg aus Budapest nicht gescheut, um uns die guten Wünsche seiner Organisation zu übermitteln. Diese Grußworte bedeuten mehr als eine Formalie, sie zeigen die Wertschätzung und Bedeutung, die dem Deutschen Falkenorden und seiner internationalen Tagung entgegengebracht wird.


Der Höhepunkt des Abends war der Festvortrag von Dr. med. vet. Margit Müller, die über die „Arabische Falknerei und die Entwicklung des Abu Dhabi-Falkenhospitals“ referierte. Ihr Vortrag brachte den Anwesenden die Bedeutung der Falknerei und der Falken in den Golfstaaten und die Entwicklung der Greifvogelmedizin näher, wobei Vorbeugung und Aufklärung für Frau Dr. Müller eine ganz entscheidende Rolle spielen. Der Text wird im nächsten Jahrbuch nachzulesen sein, sodass ich auf weitere Details verzichten kann.
Der zweite Beiztag, der Freitag, empfing uns mit heftigem Wind und gelegentlichen Regenschauern, aber Beizjagd findet nun mal nicht im Saale statt. Die Habichte, Adler, Falken und Harris Hawks waren insgesamt gut beflogen, Beute wurde gemacht und zum Ende fanden sich alle Beizvögel, Hunde, Frettchen und Falkner wieder gesund und munter in Sögel ein.


Für den Abend war die Mitgliederversammlung, das höchste Gremium des DFO, angesetzt. 180 Mitglieder trugen sich in die Teilnehmerliste ein. Nach dem Rechenschaftsbericht des Vorstands und dem Bericht der Kassenprüfer musste über Satzungsänderungen abgestimmt und  Wahlen durchgeführt werden.
Bei den ersteren ging es zum Teil um redaktionelle Korrekturen, aber auch um die von den Registergerichten geforderte Anpassung der Bundessatzung an die LV- Satzungen einiger großer Landesverbände, die als eingetragene Vereine einen in der bisherigen Bundessatzung nicht vorgesehenen Status innehaben.
Die Streichung des Artikels 12 (Beschaffung und Haltung von Greifvögeln), der aus den 70er Jahren stammt, als die Greifvogelhaltung noch nicht staatlich reglementiert war, wurde von der Versammlung ohne Gegenrede akzeptiert.
Heftige kontroverse Diskussionen dagegen löste der Vorschlag aus, in der Satzung zu verankern, Amtsinhabern von Ordensrat und Ordensvorstand per Beschluss der Ordensversammlung  eine Aufwandsentschädigung zu gewähren. Die für eine Änderung notwendige Dreiviertelmehrheit wurde in diesem Punkt nicht erreicht. (39 Nein -Stimmen/102 Ja-Stimmen).


Den im Tinnunculus veröffentlichten Satzungsänderungen stimmte die Versammlung aber mit den oben genannten Ausnahmen (Art.5 Abs. 4 und Artikel 6 Abs.3) ohne Gegenstimmen zu.
Die nachfolgenden Wahlen, die offen durchgeführt werden konnten, ergaben folgendes Ergebnis: Frau Leix wurde einstimmig mit 4 Enthaltungen zur 1. stellvertretenden Vorsitzenden wiedergewählt. Zum 2. stellvertretenden Vorsitzenden wurde Dr. Olaf Sander einstimmig bei 2 Enthaltungen gewählt. Herr Bednarek, der das Amt über viele Jahr bekleidet hatte, kandidierte nicht mehr. Da er aus familiären Gründen bereits vorzeitig abreisen musste, konnte er leider nicht mehr persönlich gewürdigt werden, er bleibt aber dem Ordensrat als Obmann für Greifvogelkunde erhalten.
Zur neuen Geschäftsführerin wurde Frau Bormann einstimmig mit 6 Enthaltungen gewählt. Der bisherige Geschäftsführer, Herr Seitz, der das Amt 10 Jahre innegehabt hatte, wurde mit einer Laudatio des Vorsitzenden und einem Geschenk würdig verabschiedet. Auch Herr Seitz wird als Redakteur des Tinnunculus und als Vorsitzender des LV Berlin dem Ordensrat weiterhin angehören.
Zum neuen stellvertretenden Geschäftsführer wählte die Versammlung Herrn Stephan Wunderlich ebenfalls einstimmig bei 22 Enthaltungen.
Zum neuen Kassenprüfer wurde Herr Hovestadt mit 4 Enthaltungen gewählt.
Zum Ende der Veranstaltung wurde eine Resolution des Vorstands an die Bundesregierung mit der Forderung nach einem Moratorium für Windkraftanlagen wegen der Gefährdung von Greifvögeln, insbesondere Rotmilanen, Mäusebussarden und Schreiadlern, einstimmig bei 9 Enthaltungen gebilligt.
Der Samstag als letzter Jagdtag überraschte uns mit Sonnenschein, blauem Himmel und steigenden Temperaturen. Auch an diesem Tag wurde ohne missliche Zwischenfälle erfolgreich gebeizt  und der Vorsitzende Hans-Albrecht Hewicker konnte bei Fackelschein vor dem Schloss Clemenswerth die Bläsergruppe des Hegerings Aschendorf-Hümmling die stattliche Gesamtstrecke der 3 Tage verblasen lassen:
1 Stück Rehwild, 27 Hasen, 54 Kaninchen, 4 Fasane und 32 Krähen.


An das Streckelegen schloss sich der Grüne Abend im Clemenswerther Hof an. Der Schirmherr der Tagung, Landtagspräsident Bernd Busemann, hatte es sich trotz einer aufreibenden parlamentarischen Arbeitswoche mit zahlreichen Sitzungen nicht nehmen lassen, uns persönlich zu beehren. Sein eindrucksvolles Grußwort, kompetent und angemessen, in dem er die enge historische Verbindung der Region des Hümmling mit der Jagd hervorhob, wurde von den Teilnehmern des Grünen Abends mit großem Beifall bedacht. Danach überreichte Herr Hewicker an Kuno Seitz den „bronzenen Hohenstaufer“, die Verdienstmedaille des Österreichischen Falknerbunds, für dessen Verdienste um eine kooperative Zusammenarbeit.


Der Vorsitzende würdigte anschließend die Leistung des Teams des LV Niedersachsen um Ulf Voß und sprach ihm  Dank und Anerkennung für eine hervorragend ausgerichtete Tagung aus und überreichte ihm und dem Jagdleiter Heiner Hackstedt Geschenke. Damit endete der offizielle Teil des Abends.
Schließlich verlangten 300 hungrige und durstige Teilnehmer danach, beköstigt zu werden. Diese logistische Herausforderung wurde vom Personal des Restaurants bravourös gemeistert. Ein Sturm auf das üppige Büfett, das keine Wünsche ausließ, wurde dank einer geschickten Organisation abgewendet. Im weiteren Verlauf des Abends konnte bis spät in die Nacht bei Speis und Trank gefachsimpelt, alte Freundschaften wurden wieder belebt und neue geschlossen.
Als Fazit: eine rundum gelungene Tagung, mit viel Arbeit und Sorgfalt organisiert, für die wir den Organisatoren Ulf Voß, Heiner Hackstedt und Anke Bormann, aber auch den vielen anderen ungenannten Helfern aus dem LV Niedersachsen aufrichtigen Dank und Anerkennung schulden.

Kuno Seitz

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