"Gemeinsam Jagd erleben" am World-Falconry-Day 2015

 

Jedes Jahr am 16. November findet der Welt-Falknerei-Tag statt. Falkner in aller Welt feiern ihre Passion indem sie gemeinsam beizen gehen, Öffentlichkeitsarbeit machen oder ähnliches.

In diesem Jahr konnten sich Personen bei uns melden, die an diesem Tag einmal die Beizjagd aus der Nähe beobachten und einen Bericht darüber schreiben wollten. ("Gemeinsam Jagd erleben" - Aktion des DJV)

 

So geschehen:

 

Kristin, 29 Jahre, Beruf: Krankenschwester, trifft Nancy, 29 Jahre, Beruf: Beizadler

 

Ein Geburtstagsgeschenk der ganz besonderen Art bereitete mir meine liebe Schwester Denise, die seit acht Jahren begeisterte Jägerin ist. Ein paar Tage vor meinem Geburtstag fragte sie mich: „Sag mal, bist du schon ausgebucht an deinem großen Tag? Ich hätte da so eine Idee!“

 

Denise erzählte mir von einer „Falknertagung“ bei Mannheim, die sie mit ihrer Kamera begleiten wollte. Ich persönlich kippte fast vom Stuhl vor Freude, da die Falknerei mich schon immer faszinierte. Wenn irgendwo Bussarde oder Falken kreisen und ich ihre Rufe höre, könnte ich wie ein kleines Kind stundenlang in die Luft blicken und ihnen zusehen. Auch Flugshows waren schon immer ein Highlight für mich. Doch dieses Mal sollte es eine echte Jagd zusammen mit Habicht, Adler, Falke & Co. für mich werden!
Mit der Jagd bin ich seit Jahren durch meine Familie vertraut. Ich spiele sogar mit dem Gedanken den Jagdschein zu machen. Nur der letzte „Kick“ in diese Richtung fehlt(e) noch.

 

An meinem 29. Geburtstag traf ich mich dann um acht Uhr morgens mit meiner Schwester und der Familie, um ausgedehnt zu frühstücken. Wir warteten noch auf den Anruf eines Bekannten von Denise, der uns eingeladen hatte und schon mit seinem Habicht im Revier meiner Schwester wartete.

Um elf Uhr war es dann soweit und wir schwangen uns voller Vorfreude ins Auto. Wir sollten mit einer „Adlergruppe“ mit, wurde uns berichtet! Nochmal stieg die Aufregung ins Unermessliche! Das hatte selbst meine Schwester noch nicht gesehen!

 

Am Treffpunkt angekommen, ging es nach einer kurzen, herzlichen Begrüßung weiter in das eigentliche Jagdrevier. Die Heckklappen gingen auf und die Falkner holten ihre Adler und Hunde aus den Transportboxen. Ich bekam meinen Mund nicht mehr zu als ich dann einen halben Meter neben dem „König der Lüfte“ stand - Was für ein Anblick! Insgesamt drei Adler bildeten unsere Gruppe, darunter die mit 29 Jahren wahrscheinlich „dienstälteste“ Adlerdame in Deutschland, genannt „Nancy“. Sie saß seelenruhig auf dem Arm ihres Falkners Tommi Mayer und wartete.


Nach einer kurzen Besprechung über das Jagdgebiet und Aufstellung in einer Linie als „Treiber“ ging es los. Man merkte den Vögeln an, dass sie genau wussten was nun kommt. Schon nach einer halben Stunde Laufzeit schoss der erste Feldhase wie aus dem Nichts kommend über das Feld. Ich hörte einen lauten Ruf „Adler fei!“ und der erste Adler war in der Luft. Ich bekam Gänsehaut bei diesem Anblick. Kraftvoll und entschlossen stieß sich der Adler vom Arm des Falkners ab und nahm seelenruhig Kurs auf den flüchtenden Hasen. Jeder der Anwesenden schien den Atem anzuhalten. Man konnte die Geschwindigkeit des Vogels durch dessen ruhige aber doch entschlossene Flugweise gar nicht richtig einschätzen. Aber mit jedem Meter sah man, wie sich der Adler langsam aber unaufhaltsam seiner Beute näherte. Ein Hakenschlag des Hasen nach links brachte dann die entscheidende Wendung. Der Adler änderte die Flugrichtung, schnitt dem Hasen den Weg ab und griff zu! Die Anspannung aller Beteiligten wandelte sich in Begeisterung und Freude und der Falkner rannte so schnell wie es der Sturzacker zuließ zu seinem erfolgreichen Adler.

„Falknersheil“ und „Adler fest!“

 

Über trockene Äcker und grüne Wiesen ging es weiter und ich wurde noch einige Male stiller Zeuge dieser Flüge, bei der für beide Seiten, Beute wie Jäger, zumindest dieselben Chancen bestehen (auch wenn ich fast glaube, dass die Hasen oftmals die bessere Strategie hatten…). Bei Weitem nicht immer gelang es den Vögeln die Hasen zu fangen. Später erfuhr ich, dass der Zugriff des Adlers extrem präzise auf den Kopf des Hasen erfolgen muss um diesen sicher halten zu können. Mit dieser Information im Hinterkopf fiel mir dann auch auf, wie oft der Adler das Nachsehen hatte, trotz eigentlich sicher geglaubter Beute.

 

Am Nachmittag gab es noch einige Jagdszenen zu sehen. Mittlerweile brach auch der Himmel auf und die Sonne belohnte unsere Mühen mit einer Wärme, die jede Jacke überflüssig machte und brachte nun die ganze farbige Schönheit des Herbstes zum Vorschein. Ich kenne meine Geburtstage als Novemberkind nur grau und kalt, was das Datum meistens mit sich bringt. Leider musste ich etwas früher vor Ende die Heimreise antreten da meine Geburtstagsgäste langsam in den Startlöchern standen und sich auf Kaffee und Kuchen freuten.

 

Fazit: Was für ein toller, spannender Tag! Ich kannte bisher nur die „klassischen“ Jagd-Tage und bin absolut begeistert von der Beizjagd, da es eine ganz andere Art zu jagen ist. Der Adler ersetzt die komplette Waffenausrüstung und das bei einem ausgewogenen Chancenverhältnis für Jäger und Beute. Man legt sein vollstes Vertrauen in den Vogel und gibt diese „Macht“ komplett an seinen „Freund“ ab und kann die Erfolge jahrelanger harter Arbeit und Freundschaft mit dem Tier genießen.

 

Ich bin mir jetzt ziemlich sicher, dass auf meinen Jagdschein der Falknerschein folgen wird!

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