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Die Jagd mit dem Greifvogel

Beim Aufenthalt in der Natur kann es ab Herbst wieder vorkommen, dass man Falkner mit ihren Beizvögeln in den Revieren antrifft. Die Vögel haben die Mauser dann gut überstanden und sind bereit für das Abtragen. Das Abtragen bezeichnet in der Falknerei den sensiblen Prozess des Vertrauensaufbaus zwischen Falkner und Vogel. Ziel ist es, den Beizvogel langsam wieder an seinen Falkner und sein Umfeld zu gewöhnen, bevor er im freien Flug eingesetzt und jagen wird. Ein erstmaliges Abtragen erfordert viel Zeit und Geduld. In den Folgejahren wird dies einfacher, da eine Bindung zum Falkner über die Mauserzeit oft erhalten wird, der Vogel also „locke“ bleibt.

Wir Falkner tragen unsere Greife dann gesichert mit einer Langfessel auf der Faust, steigern die Umwelteinflüsse und wechseln die Umgebung. Über kürzere Distanzen wird mit einer langen Trainingsleine geübt, dass der Vogel sicher auf Zuruf oder Lockfütterung zum Falkner fliegt. Die Distanzen werden länger, wobei der Vogel noch gesichert bleibt. In dieser Phase festigen wir je nach natürlichem Anspruch der geführten Beizvogelart das Einjagen auf das gewünschte Wild. Dies erfolgt mit Federspielen, auf denen z. B. Krähenflügel aufgebunden werden oder/ und mit einem Hasenbalg. Ist der Vogel zuverlässig im Verhalten, erfolgt der Freiflug im Revier mit weiteren Trainingseinheiten. Nun ist unser Beizvogel motiviert und bringt auch die nötige Kondition mit, um in den ersten Beizjagden sein Können unter Beweis zu stellen. Der Vogel jagt unter Anleitung und bleibt verlässlich in der Nähe des Falkners.

In Sachsen sind über 60 Mitglieder im Landesverband des Deutschen Falkenordens aktiv, die zum Teil die Falknerei auch praxisnah ausüben. Geflogen werden Habichte, Falken, Steinadler, Bussarde – z. B. der Rotschwanzbussard und zunehmend auch der Harris Hawk. Die Beizjagd erfolgt auf Fasan, Hase, Krähe oder Elster. Mit dem Steinadler gelingen auch erfolgreiche Jagdflüge auf Fuchs oder Rehwild.

Die Falknerei ist als immaterielles Kulturerbe durch die UNESCO anerkannt: „Wissen. Können. Weitergeben.“. Für die Ausübung ist sowohl die Jägerprüfung als auch eine Falknerprüfung erforderlich. Nur so erhält man den Falknerjagdschein. Und: die Beizjagd ist ethisch fundiert, da Greifvögel ausschließlich mit positiver Verstärkung geführt werden.

Dr. Beate Feist
Deutscher Falkenorden e.V.
Vorsitzende Landesverband Sachsen