Häufig gestellte Fragen
Als Beizjagd wird die Jagd mit dem Greifvogel auf Wild in dessen Lebensraum bezeichnet. Der zur Jagd eingesetzte Greifvogel wird deshalb auch „Beizvogel“ genannt.
Der Ausdruck ist aus dem althochdeutschen Verb „beizen“ = beißen (lassen) entstanden. Zumindest der Falke beißt seine Beute, um sie zu töten. Hierbei wird der Nackenwirbel durchtrennt. Man nennt dies auch Abnicken.
Bitte lesen Sie unter der Rubrik Falknerei über die üblicherweise verwendeten Beizvogelarten.
Bei der Jagd bringt der Greifvogel dem Falkner - entgegen der landläufigen Meinung - die Beute nicht, vielmehr muss der Falkner dem Vogel folgen. Damit der Greifvogel ein Erfolgserlebnis hat, bekommt er auf der Beute eine Belohnung – wenn er sie nicht sowieso selbst verspeisen darf.
Die Haube ist ein bewährtes Mittel um dem Falken unnötigen Stress zu ersparen. Besonders Falken jagen auf weite Strecken an. Wenn am Horizont ein Beutevogel auffliegt, wird der Falke versuchen dorthin zu fliegen, um ihn zu jagen.
In der Natur ist das nur das Problem des Falken. In der Hand des Falkners ist dieser für seinen Vogel verantwortlich. Eventuell darf er dort gerade nicht jagen, oder es befindet sich eine Gefahrenquelle (z. B. eine stark befahrene Straße) in der Nähe.
Möchte man den Vogel transportieren, erfolgt dies meist im Auto. Ein im Auto aufgrund von Fluchtreflexen oder anderer Anreize umher tobender Falke ist eine Gefahr für den Fahrer und eine Verletzungsgefahr für den Falken selbst.
Die meisten Falken sind sehr gut an die Haube gewöhnt. Sie entspannen sich unter ihr, putzen sich oder schlafen. Sie wird offensichtlich als etwas Positives empfunden, denn die Dunkelheit suggeriert dem Vogel Nacht – und Nacht bedeutet im Verständnis des Vogels Sicherheit.
Man kann einen Vogel niemals zwingen, eine Haube zu tragen. Vielmehr muss man ihn vorsichtig daran gewöhnen.
Würde der Vogel sie nicht akzeptieren, ließe er sich die Haube nicht wieder aufsetzen bzw. würde sie sich vom Kopf reißen.
Auch Habichtartige und Adler können verhaubt werden.
Die falknerische Ausbildung eines Greifvogels beruht auf reinem Vertrauen zwischen Falkner und Vogel und auf positiver Verstärkung – d. h. Belohnung von erwünschtem Verhalten.
Eine Bestrafung ist nicht nur unnötig, sondern auch gar nicht möglich, da ein Greifvogel die Strafe nicht auf ein bestimmtes Verhalten beziehen kann.
Aus diesem Grund erfordert die Ausbildung eines Greifvogels sehr viel Einfühlungsvermögen von Seiten des Falkners.
Den Vorgang der Zähmung nennt der Falkner „Abtragen“.
Ein Greifvogel – sei er jung oder alt – wird erst vorsichtig mit langsamer Steigung der Reize erst an seinen Falkner und dann an seine weitere Umgebung gewöhnt. Dies geschieht immer in Anwesenheit von Atzung (falkn. Ausdruck für Futter) als Belohnung.
Akzeptiert der Greifvogel den Falkner und kröpft (frisst) ohne zu zögern vom Handschuh, kann der Falkner die Atzung etwas von dem Vogel entfernt anbieten, sodass der Greifvogel ein Stück springen muss. Die Distanz und die Umgebungsreize können von Tag zu Tag gesteigert werden, bis der Vogel sich auch draußen und auf größere Distanz nicht vom Beireiten (falkn. Ausdruck für zur Faust = Handschuh fliegen) abbringen lässt. Dann wird der bisher noch durch eine Leine gesicherte Greifvogel frei gemacht und das Training weiter gesteigert.
Für Falken heißt dies, dass sie mit dem sogenannten Federspiel, einer Beuteattrappe, die an einer Schnur geschwungen wird, trainiert werden. Auf dem Federspiel ist eine Belohnung festgebunden. Der Falke versucht diese "Beute" zu greifen, während der Falkner dem Vogel die Attrappe wegzieht, um ihn zum Vorbeifliegen, Wenden und erneuten Anjagen zu animieren. Die Häufigkeit des Wegziehens wird dem Trainingszustand angepasst.
Habichtartige sind keine Langstreckenflieger. Deshalb werden sie in der sogenannten freien Folge trainiert. Dabei folgt der Vogel dem Falkner von Baum zu Baum.
Der Vogel muss nicht hungern in dem Sinne, dass ihm die notwendige Nahrung entzogen wird. Jeder Nahrungsaufnahme geht ein Hungergefühl voraus oder sollte zumindest vorausgehen, wenn man Übergewicht vermeiden will. Greifvögel gehen zudem sehr ökonomisch mit ihren körperlichen Ressourcen um und vermeiden unnötige körperliche Anstrengungen.
Gleichzeitig muss ein Greifvogel, der erfolgreich jagen soll, auch in allerbester körperlicher Verfassung sein, sonst fliegt bzw. läuft ihm die Beute davon. Am besten lässt sich hier der Vergleich zu einem Hochleistungssportler ziehen: Kein Gramm Fett zuviel, aber mit bestem Leistungsvermögen.
Für den Falkner heißt dies, dass er seinen Vogel sehr genau beobachten muss, um abhängig von der Leistung des Vogels und der Witterung die Futterrationen in Art und Menge täglich anpassen zu können. Dazu gehört auch die tägliche Gewichtskontrolle des Vogels auf der Waage.
Ja, das könnte er. Meist kommt es aber eher vor, dass der Vogel aus Jagdeifer nur außer Sicht geflogen ist und man ihm folgen muss. Das ist in der heutigen Zeit mit vielen bebauten Flächen und Straßen nicht immer einfach.
Ein wertvolles Hilfsmittel ist die Telemetrie. Der Falke bekommt einen kleinen Sender auf den Federn oder am Bein befestigt und kann mit Hilfe eines Empfängers angepeilt werden (Richtungspeilung).
Dies dient jedoch nur dazu, den Aufenthaltsort des Vogels ausfindig zu machen.
Dem Orten des Vogels dienen im Übrigen auch die kleinen Glocken, die an den Beinen des Vogels befestigt sind – die sogenannten „Bells“. In einem Vogelschwarm oder auf seiner Beute in hohem Gras ist er so leichter zu entdecken. Die Falkner vor der Erfindung der Telemetrie waren allein auf dieses Hilfsmittel angewiesen.
Nein, Falkner ist kein Ausbildungsberuf. In der Regel wird die Falknerei von Privatpersonen mit einem oder zwei Beizvögeln als Hobby durchgeführt. Einige wenige Falkner sind in Tierparks oder Schaufalknereien angestellt. Auch werden Greifvögel zur Vermeidung von Vogelschlag auf Flughäfen, zur Vergrämung von Tauben und Krähen im Bereich von Städten und der Landwirtschaft eingesetzt.
Die Bezeichnung „Berufsfalkner“ ist nicht geschützt.
Das Gegenteil ist der Fall. Falkenhöfe sind in aller Regel kommerzielle Schaubetriebe, die sich falknerischer Methoden bedienen, um im Gegensatz zu zoologischen Gärten den Besuchern die Greifvögel auch im Flug vorführen zu können.
Gegen gut geführte Falkenhöfe ist nichts einzuwenden, sie können einen wichtigen Beitrag in der Aufklärung der Bevölkerung über die Biologie der Greifvögel leisten.
Die eigentliche Beizjagd wird aber hauptsächlich von Falknern ausgeübt, die nur ein bis zwei Beizvögel halten und mit diesen auf die Jagd gehen. Ausnahmen sind Falkner, die sich berufsmäßig auf Flughäfen oder anderen Einrichtungen mit der Vergrämung von Vögeln beschäftigen.
Die Vögel werden in Volieren oder an sogenannten Flugdrahtanlagen, die ihnen ausreichend Bewegung ermöglichen, gehalten. Die Größe und Beschaffenheit der Anlagen ist durch ein Gutachten des BMEVL normiert.
Die Haltung von Greifvögeln ist in Deutschland streng reglementiert und für die meisten einheimischen Arten verboten. Inhaber eines Falknerjagdscheines dürfen aber über eine Ausnahmevorschrift insgesamt bis zu zwei Vögel der Arten Steinadler, Habicht, Wanderfalke und Sperber halten. Für nichtheimische Arten gibt es keine Begrenzung. Ein Halter muss nur zuverlässig sein und über ausreichende Kenntnisse zur Haltung und Pflege der Tiere verfügen.
Bis auf wenige Ausnahmen sind heutzutage alle Greifvögel in Falknerhand gezüchtet. Die Zucht ist, wenn man ein paar Grundregeln beachtet, relativ einfach und wird von vielen Falknern nebenbei betrieben. Die Preise für solche Zuchtvögel sind abhängig von Art und Geschlecht des Greifvogels und absolut erschwinglich (vergleichbar mit einem Rassehund). Sie geben keinen Anreiz zu illegalen Einfang- oder Aushorstungsaktionen, wie sie immer mal wieder Falknern unterstellt werden.
Habichte dürfen mit Genehmigung der zuständigen Behörde für die Beizjagd ausgehorstet werden. Da der Habicht in seinem Bestand nicht gefährdet ist und jedes Jahr nur sehr wenige Jungvögel entnommen werden, handelt es sich hier um eine nachhaltige Nutzung, die den Artenschutz nicht beeinträchtigt.
Die gezüchteten Greifvögel werden im frühen Jugendstadium (im Alter von 10–14 Tagen) mit einem geschlossenen Ring gekennzeichnet. Der Greifvogelbestand eines jeden Halters muss der Naturschutzbehörde gemeldet werden.
Die legale Nachzucht lässt sich heute ohne große Kosten und Zeitaufwand eindeutig durch eine DNA-Untersuchungen überprüfen.
Wer sich aktiv mit Falknerei, also mit der Jagd mit Greifvögeln auf frei lebendes Wild (=Beizjagd) beschäftigen will, muss rechtliche und praktische Voraussetzungen erfüllen.
Zu diesen Bedingungen zählen:
- Der Falkner muss die (eingeschränkte) Jäger- und die Falknerprüfung bestanden haben.
- Der Beizvogel muss verhaltensgerecht in einer Voliere oder an einer Flugdrahtanlage gehalten werden können.
- Der Beizvogel muss täglich mit optimaler Nahrung versorgt werden (frisches Fleisch von Tauben, Wachteln, Kaninchen, Mäusen, Ratten etc.).
- Der Falkner muss die Möglichkeit haben, während der Beizsaison den Vogel regelmäßig (drei bis viermal pro Woche) frei zu fliegen und an Wild zu bringen.
Daraus folgt,
- dass der Falkner in der Jagdsaison täglich viel Zeit bei Tageslicht für die Beizjagd aufbringen muss,
- dass der Falkner entweder ein eigenes Jagdrevier, einen Begehungsschein oder eine Jagderlaubnis besitzt, was ihm ermöglicht, den Vogel regelmäßig jagdlich einsetzen zu können.
Unabhängig von all diesen Punkten ist zu bedenken, dass es sich bei einem Greifvogel um ein sensibles Tier handelt, das sehr hohe Ansprüche an eine verhaltensgerechte Haltung stellt. Für den Falkner bedeutet dies, dass er und kein anderer, sobald er eine derartige Kreatur in seine Obhut nimmt, für ihr Wohlergehen verantwortlich ist.
Nur wenn all diese Bedingungen erfüllt sind, kann letztlich die Beizjagd ausgeübt werden.
Kurse zum Erwerb des Falknerjagdscheines werden in einigen Bundesländern von den Landesverbänden des DFO angeboten. Schauen Sie bitte auf der Seite Falknerausbildung und den entsprechenden Seiten der Landesverbände.
Bitte lesen Sie unter Umgang mit Findlingen weiter.
Sind Sie sich nicht sicher, was Sie von der Falknerei halten sollen? Stehen Sie ihr eher skeptisch gegenüber oder halten Sie sie vielleicht sogar für Tierquälerei?
Hier finden Sie drei Artikel, die Sie lesen sollten, bevor Sie sich eine Meinung bilden.
→ Falknerei heute - Fakten statt Vorurteile
→ Überlegungen zur Tierschutzrelevanz der Beizjagd